Biodiversität & Landwirtschaft

– Das gewaltige Potenzial unserer Agrarlandschaften –

26. September 2020 0 Von D.Block

Es ist eines der großen, ökologischen Themen dieser Zeit, das in den letzten Jahren zunehmend in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt und inzwischen aus den allgemeinen Medien nicht mehr wegzudenken ist: Nein, an dieser Stelle sei überraschenderweise nun einmal nicht der Klimawandel im Vordergrund erwähnt, obgleich seine Folgen, kausal betrachtet, als (Teil-)Ursache für die gemeinte Thematik sicherlich nicht vollends wegzureden ist. Doch dieses Mal wollen wir unser Augenmerk dem zweiten, medial-großen „Öko-Thema“ unserer Zeit widmen: Dem allseits bekannten „Insektensterben“.


Seit sich das Thema den Weg heraus aus den Randpublikationen weltweiter Umweltverbände, hinein in die große, weite Welt der globalen Medienvielfalt erkämpft hat, finden zuhauf kontroverse Diskussionen darüber statt, ob und wie es zu einem solchen Phänomen kommen konnte, welche Auswirkungen dies wohl auf den Menschen haben mag und das jeder Einzelne seinen Beitrag dazu leisten könne, diesem „Trend“ zukünftig entgegen zu wirken. Von „Grünen Städten“ ist die Rede, von „Urban Gardening“ und „Wilder Kleingartenkultur“. Man solle als Bürger nicht jedem Unkraut mit der Giftspritze begegnen und auch mal „wilde Ecken“ stehenlassen, zum Wohle der Arten- und Insektenvielfalt! Korrekt. Denn jeder qm zählt. Doch leider muss an dieser Stelle ebenfalls erwähnt sein, dass das Hauptproblem des massiven Artenschwunds der letzten Jahrzehnte nach Studien des BUND letztendlich doch eigentlich ganz woanders liegt. Wie meinen?


Laut eines Berichtes des statistischen Bundesamtes aus dem Jahre 2017 werden derzeit rund 50,9% der Gesamtfläche in Deutschland der landwirtschaftlichen Nutzfläche zugeschrieben. Konkret handelt es sich hierbei um insgesamt 182.178 km2. Zum Vergleich: Die laut statistischem Bundesamt genutzte Gesamtfläche für Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen innerhalb Deutschlands betrug im Jahre 2017 insgesamt etwa 5.007 km2, was umgerechnet gerade einmal 1,52 % der Gesamtfläche entspricht. Sicherlich ist es erstrebenswert, auch kleinste Biotope zum Wohle der Natur (und auch des Menschen), zu erschaffen und/oder zu erhalten, keine Frage (!), doch sollten die politischen Debatten an dieser Stelle nicht am eigentlichen Hauptthema vorbei lenken: Dem Umgang mit der modernen Landwirtschaft.

Das Potenzial welches unsere Agrarlandschaften mit immer noch gut der Hälfte der Gesamtfläche Deutschlands in sich tragen, im Hinblick auf eine mögliche Kehrtwende beim Thema des alarmierenden Artenrückgangs ist immens. Und der Lösungsansätze gibt es dort viele: Verweise auf ökologischen (oder zumindest pestizidarmen) Landbau, Greening-Maßnahmen, erweiterte Fruchtfolgen uvm. häufen sich in öffentlichen Medien und Fachzeitschriften. Bund und Länder werden langsam aktiv. Die Dichte an Beratungsstellen rund um das Thema Biodiversität nimmt allmählich zu. Innovative Technologien für eine pestizidarme/-freie Landwirtschaft sind in der Testphase. Und Begriffe wie Permakultur, Agroforstwirtschaft oder Mischkultur-Anbau verlassen langsam aber sicher ihre Randpositionen aus den „Alternativen-Lagern“.

Meiner Meinung nach eine äußerst erfreuliche Entwicklung. Obgleich ihr Voranschreiten, wie aus der Geschichte oftmals bekannt, nach wie vor zäh vonstatten geht. Ich persönlich bleibe optimistisch gespannt, welche zukünftige „Agrarwende“ uns möglicherweise in den kommenden Jahren bevorstehen mag. Und welche Herausforderungen diese mit sich bringt. Ich erhoffe mir, mit der Artenfreude einen kleinen Teil dazu beitragen zu können, das enorme Potenzial unserer Agrarlandschaften zukünftig aufgreifen und gemeinwohldienlich mit in eine konstruktive Richtung lenken zu können. Damit nicht nur die Natur, sondern letzten Endes – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit (Ökologie, Ökonomie & Soziales) – auch wir als Gesellschaft insgesamt größtmöglich davon profitieren mögen.